Wie war das Leben vor 100 Jahren?
Die Antwort auf diese Frage fanden die Kronacher Berufsfachschüler/-innen im Freilandmuseum in Fladungen/Rhön. Dort, im Dreiseithof aus Leutershausen, werden die Besucher nämlich in die Zeit um 1900 zurückversetzt. Und um einen kleinen Eindruck zu bekommen, wie sich das Arbeiten früher „angefühlt“ hat, entschieden sich die Schülerinnen und Schüler der FKI10 und FSO10 für die Aktionsprogramme „Sauber? Hygiene um 1900“ und „Erdäpfel in der Früh - Kochen und Essen um 1900“.
„Sauber? Hygiene um 1900“
Die „Wäschefrau“ Hermine Fick hat für den Waschtag der FSO10 mitten im Hof einen Kessel mit Holz geschürt, damit das Wasser für die Kochwäsche heiß wird. Denn es gibt keinen Wasserhahn und keine Waschmaschine, aber Blecheimer, um das Wasser aus dem Brunnen zu pumpen. In Reih und Glied stehen Blechwannen, Stampfer und Wäschezangen aufgereiht und warten auf ihren Einsatz.
Die Wäschefrau verwendet statt Waschpulver, Kernseife und Soda. Sie macht die einzelnen Arbeitsschritte vor, lässt kaltes Wasser holen, Wäsche einweichen, stampfen, am Waschbrett reiben und auswringen.
„Da braucht man ganz schön Kraft, um die heiße Wäsche mit der Wäschezange herauszuholen!“ stellt Sarah fest.
Schließlich haben alle Schüler/-innen ihre Geschicklichkeit bei der Handwäsche unter Beweis gestellt. „Wenn man sich vorstellt, dass früher eine ganze Woche lang gewaschen wurde,“ äußerst eine Schülerin laut ihre Gedanken.
„Erdäpfel in der Früh – Kochen und Essen um 1900“
Es ist 10:30 Uhr und um 12:00 Uhr soll es Kartoffel und Butter zum Mittagessen geben, wie um 1900 üblich. Denn Fleisch gab es meist nur 1 Mal pro Woche.
Die „Bäuerin“ Stefanie Pankratius hat bereits den alten Holzofen angeschürt, um die Kartoffeln zu auf der Herdplatte zu dämpfen. Doch die Milch wird nicht aus dem Supermarkt gekauft, sondern soll erst gemolken werden.
An einer Kuhattrappe dürfen die angehenden Kinderpfleger/-innen das Melken mit der Hand üben. Dazu nehmen sie auf dem Melkschemel Platz und reinigen unter Anleitung der Bäuerin die Zitzen. Dann umfassen sie mit Daumen und Zeigefinger die Zitzen und ziehen sie nach, so dass die Milchstrahlen in den Eimer spritzen.
Weiter geht es mit dem Buttern in der guten Stube. Dicht gedrängt sitzen die Teilnehmer auf der harten Holzbank und folgen den Erklärungen der Bäuerin. Sie zeigt uns die Geräte für die Herstellung von Butter: eine Zentrifuge, ein Butterfass und eine Butterschleuder.
Wir wollen aus Rahm Butter herstellen und verwenden dazu die Butterschleuder. Jeder Kinderpflegeschüler und jede Kinderpflegeschülerin darf einige Minuten die Handkurbel drehen, solange, bis aus Sahne schließlich Butterklumpen werden.
Anschließend presst die Bäuerin die Butter mit einem Leinentuch aus, so dass die Buttermilch abfließt. „Wer Durst hat, darf von der Buttermilch kosten“, fordert sie die Schüler auf. „Ich habe noch nie Buttermilch getrunken, “ gibt Nadja zu und trinkt einen Schluck. Maria tut es ihr nach.
In der Zwischenzeit sind die Kartoffeln gargekocht und die Butter ist geformt. Es geht zum Essen in den 1. Stock an den langen Tisch. Wir sprechen ein Gebet, dann gibt es das gemeinsame Essen.
Es gibt Brot oder Kartoffeln mit Butter und Kräutern aus dem Kräutergarten. Nach dem gemeinsamen Essen wird gespült und aufgeräumt und ausgekehrt. Weil es so gut geschmeckt hat, wollen manche Schülerinnen Kartoffeln mit Kräuterbutter als Koch-Angebot in ihrer Kita durchführen.
Nach dem gemeinsamen Essen wird gespült, aufgeräumt und ausgekehrt. Den Klassen bleibt noch eine Stunde zur Erkundung des Museumsdorfes.
Marieluise Munding